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Unsere Haut ist sehr empfindsam.
Aufgebaut aus mehreren Schichten bedeckt sie bei Erwachsenen ca. 1,5 - 2 Quadratmeter Körperfläche. Sie schützt, hilft dabei, unsere Körpertemperatur zu regulieren, hält uns Krankheitserreger und Viren vom Leib, schafft die Verbindung zwischen Innenwelt und Außenwelt, kann rauh und zart sein, leuchten und strahlen.
Sie verfügt über unzählige Nervenzellen, mit denen wir Wind, Kälte, Wärme, Berührung, Schmerz erspüren, tasten und uns orientieren können.
Das liest sich leicht und scheint doch so schwer umsetzbar zu sein. Lassen Sie uns daher einen Blick in den Alltag werfen.
Das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend legte 2024 das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik ein „Einsamkeitsbarometer“ vor.
Zwischen 1992 und 2021 wurden Daten gesammelt, um „repräsentative Aussagen zur Einsamkeitsbelastung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen“ auszuwerten.
Nachfolgend Auszüge zentrale Ergebnisse des Einsamkeitsbarometers 2024:
(Quelle: https://www.bmbfsfj.bund.de/bmbfsfj/aktuelles/alle-meldungen/erstes-einsamkeitsbarometer-fuer-deutschland-veroeffentlicht-240202
Letzte Linkprüfung: 30. September 2025 | Fettschrift wurde von mir gewählt)
Die Einsamkeitsbelastungen im Jahr 2021 betrugen bei den
Frauen weisen eine höhere Einsamkeitsbelastung als Männer auf.
Im Jahr 2021 betrugen die Einsamkeitsbelastungen bei Frauen 12,8 Prozent und bei Männern 9,8 Prozent. Die Corona-Pandemie hat diesen Effekt weiter verstärkt.
Im Jahr 2021 hatten 60,7 Prozent der Menschen mit erhöhten Einsamkeitsbelastungen eine unterdurchschnittliche körperliche Gesundheit.
Care-Arbeit und Migration hängen stark mit Einsamkeit zusammen. Menschen, die intensive Sorgearbeit leisten sind stärker von Einsamkeitsbelastungen betroffen, ebenso Menschen mit Migrations‐ und/oder Fluchterfahrung.
Personen mit erhöhter Einsamkeitsbelastung haben ein niedrigeres Vertrauen in politische Institutionen (Polizei, Parteien, Politiker und Politikerinnen, Rechtssystem, Bundestag) als Personen ohne erhöhte Einsamkeitsbelastung."
Ich finde diese Zahlen alarmierend hoch.
Lassen Sie uns daher noch etwas tiefer in dieses Thema einsteigen.
Voll-Körperkontakt zählt zu den ersten Erfahrungen, die wir machen.
Im Mutterleib ist unser kleiner Körper von allen Seiten umschlossen. Mit jedem Tag, den wir wachsen, wird es im Mutterleib enger und „kuscheliger“, wir sind 24/7 im permanenten Kontakt.
Dann kommen wir auf die Welt und - werden berührt. Wir werden nach der Geburt gewaschen, gewogen, untersucht, in Stoff und warme Decken gehüllt, der Mutter, den Eltern in die Hände, auf den Körper gelegt.
Wenn uns eine Berührung angenehm ist, schüttet unser Körper eine Vielzahl von Wohlfühlstoffen aus – eines davon ist das Hormon und Neuropeptid Oxytocin. Es wird umgangssprachlich auch als „Kuschelhormon“ oder als „Bindungshormon“ bezeichnet. Wenn Oxytocin mit „im Spiel“ ist, dann passiert in Körper und Psyche eine ganze Menge.
Wir werden ruhiger, wir werden entspannter, wir werden zuversichtlicher – Ängste und Sorgen können sich reduzieren, wir entwickeln Vertrauen, das Leben erscheint uns nicht mehr so schwer, aus dunkel kann hell werden, wir entwickeln Wohlgefühl.
Warum das so ist, ist im Detail biochemisch noch gar nicht bis in Letzte geklärt. Wir wissen jedoch, dass Oxytocin (auch) einen Einfluss auf eine Gehirnregion hat, die Amygdala heißt. Die Amygdala ist u.a. wichtig bei Erinnerungen mit emotionalen Inhalten und – sie wird manchmal auch als „Zentrum der Angstentstehung“ bezeichnet.
Viele Tiere sind Rudel- oder Herdentiere – auch die uns genetisch am ähnlichsten Schimpansen und Bonobos. Diese leben in unterschiedlich organisierten Familienverbänden. Berührung und Kontakt sind zentral, nicht zuletzt auch, um das friedliche Leben und Überleben in und mit der Gruppe zu gewährleisten.
Ausgrenzung kann in der freien Wildbahn fatale Folgen haben - bis hin zum Tod eines Individuums.
Wie wichtig Berührung auch für uns Menschen ist, haben Therapeut-innen verschiedener Fachrichtungen schon längst erkannt.
Anfang der 2000-er Jahre hat der amerikanische Sexualtherapeut Reid Mihalko (*1969) gemeinsam mit seiner Partnerin Marcia Baczynski (*1978) die erste Cuddle Party (Kuschelparty) organisiert. 2005 wurden erste Veranstaltungen in Berlin durchgeführt.
(Quelle: Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kuschelparty | Letzte Prüfung: 30. September 2025)
Und wie sieht das in unserem heutigen Alltag aus?
Unsere Begrüßungs- und Verabschiedungsrituale sind nach meinem Empfinden eher distanziert. Wir reichen die Hand, kurzes Drücken. Das wars. Seit Corona wird oft auch gar nicht mehr die Hand gegeben.
Wenn dann auch im Familien-, Freund-innen- oder Kollegen-innenkreis eher körperliche Distanz herrscht, dann wird es schwierig Berührungszeit im Alltag zu sammeln. Sie können ja in den kommenden Tagen einfach mal darauf achten.
Ich gehe davon aus, dass viele Menschen (groß wie klein, jung wie alt, durch alle Bevölkerungsschichten hindurch) unterkuschelt sind.
Nach meinem Verständnis ist Berührung genauso wichtig wie Essen, Trinken, Schlafen, eine Aufgabe zu haben, ein Dach über dem Kopf …. Es ist ein Grundbedürfnis, dass jeden Tag gestillt werden muss.
Wenn es über Tag zu wenig Berührung gibt, um in ein Wohlgefühl und eine innere Sicherheit zu kommen, dann resultiert daraus meiner Meinung und meinen Beobachtungen nach etwas, was ich als „Berührungshunger“ beschreibe.
Bei Hunger und Durst wissen wir, wie wir diesen Hunger stillen können. Wir trinken etwas, wir essen etwas …
In meiner Praxis erlebe ich immer wieder, dass Menschen nicht bewusst ist, dass es zu wenig Berührung in ihrem Leben gibt. Und selbst, wenn es bewusst ist, wissen wir nicht, wie wir dieses Bedürfnis, diesen Hunger stillen sollen.
Wenn wir nicht wissen, wie wir etwas essentiell Wichtiges erreichen können, dann … sucht sich unser System (Körper, Seele und Geist) oftmals andere Bereiche, die für uns erreichbar sind. Ich nenne das Bedürfnisverschiebung.
Bedürfnisverschiebungen kennen wir alle aus dem Alltag:
Dann essen wir zu viel, trinken zu viel, shoppen zu viel, glotzen zu viel TV, hängen zu viel am Handy rum, obwohl Berührungen uns so viel mehr zu geben hätte, als die Sinnlosigkeit, die in ständigem Konsum steckt.
„Was soll ich denn machen, wenn mein „Berührungskonto“ am Ende des Tages wenig gefüllt oder gar leer ist?“
Gute Frage, denn … Kuschelparties (sofern es diese überhaupt noch gibt) sind nicht für Jede oder Jeden geeignet.
Haustiere sind aus vielerlei Gründen auch nicht immer die Lösung. Was also tun?
Ich mag ebenso pragmatische, wie praktische, wie schnell umsetzbare Ansätze, von denen aus wir dann bei Bedarf weiter aufbauen können. Daher sind das meine Antworten – in beliebiger Reihenfolge:
War etwas für Sie dabei? Oder haben Sie noch eigene Ideen? Wunderbar!
Bei allem, was wir verändern möchten, ist nicht die sofortige Zielerreichung das Wichtigste – das schaffen wir ja eh nicht und sorgt daher nur für Frust - sondern der Start. Beginnen Sie – nehmen Sie einen Punkt aus der obigen Liste und legen Sie los, denn …
Vielleicht denken Sie jetzt: Ja, aber die, die einen Partner, eine Partnerin, eine Familie haben, die sind doch klar im Vorteil. Oder die mit einem großen Familien- oder Freundeskreis.
Das kann stimmen, muss jedoch nicht.
Manchmal ist es im Leben so, dass uns etwas gar nicht bewusst ist. Was uns nicht bewusst ist, können wir auch nicht verändern. Das eine setzt das andere voraus.
Wenn dieser Blogbeitrag Sie dazu animiert, zu prüfen, wie viel Berührung es tatsächlich täglich in Ihrem Leben gibt und Sie – je nach Ergebnis
– entscheiden, mehr Berührungen in Ihrem Leben zuzulassen und zu geben, dann hat dieser Beitrag ein erstes Ziel erreicht.
Wenn Sie bei körperlichen Berührungen noch zögerlich sind, Sie das erst wieder lernen möchten … ein freundliches Wort, ein Lächeln verschenken sind erste gute Schritte.
Über zugewandte Berührungen erleben wir Verbundenheit, können uns balancieren, stabilisieren, beruhigen und damit letztendlich sehr viel für unser eigenes Wohlgefühl und für das Wohlgefühl unseres Gegenübers tun.
Reden wir doch darüber:
Deva Dagmar Keßlau | Dortmund
Heilpraktikerin | Mediale Mentorin
Wichtiger Hinweis:
Alle meine Blogartikel dienen der Information, der Aufklärung, der Wissensvermittlung. Sie sind nicht geeignet um Selbstbehandlungen oder Selbstdiagnosen durchzuführen oder Behandlungen oder Diagnosen bei anderen Menschen vorzunehmen. Meine Blogbeiträge ersetzen auch nicht eine ärztliche, heilpraktische oder anderweitige therapeutische Beratung, Begleitung oder Behandlung.
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